Ein glückliches Händchen auf dem Transfermarkt hat Borussia Dortmund schon häufig bewiesen. Shinji Kagawa und Erling Haaland sind nur zwei prominente Beispiele für Top-Deals der Schwarz-Gelben.
Beide Transfers waren von langer Hand geplant - doch auch auf den letzten Metern, wenn es schnell gehen muss, kann der BVB richtig liegen.
Top
Niclas Füllkrug
Es kommt selten vor, dass englische Top-Klubs höhere Summen für Spieler jenseits der 30 auf den Tisch legen. Im Fall von Niclas Füllkrug aber lag das Momentum bei Borussia Dortmund, als West Ham United den erfahrenen Torjäger nach einem starken Jahr in Schwarz und Gelb und einer überzeugenden Europameisterschaft unbedingt verpflichten wollte. 30 Millionen Euro war der gebürtige Hannoveraner den „Hammers“ wert, knapp ein Jahr zuvor - am 31. August 2023 - hatte der BVB 17 Millionen Euro für den Angreifer an Werder Bremen überwiesen. Eine immense Wertsteigerung für einen - mit Verlaub - betagteren Fußballer.
Doch der verlieh dieser in der Ablöse enthaltenen Aussage Gültigkeit: Innerhalb eines Jahres wurde der Nationalspieler zum Sympathieträger der Borussen, für die er in insgesamt 43 Spielen 15 Mal traf. Unvergessen: Sein Tor zum 1:0-Sieg im Champions-League-Halbfinale gegen Paris Saint-Germain.
Paco Alcacer
Am 28. August 2018 präsentierte Borussia Dortmund einen Zugang vom FC Barcelona. Die Katalanen verliehen Angreifer Paco Alcacer zunächst, ehe der BVB ihn fest verpflichtete. Mit gutem Grund: Der Spanier erfüllte die hohe Erwartungshaltung, die die Rückennummer (9) mit sich brachte, schoss in 37 Spielen 23 Tore. Das sind nicht viele Spiele, dafür verhältnismäßig viele Tore. Und so war der Abschied zum Ende der Winter-Transferperiode der Saison 2019/20 nur mit Mühe zu erklären. Oder mit einem großen Namen, der an die Stelle des nervenstarken und treffsicheren Torjägers treten sollte.
Weil die Borussia in derselben Phase Erling Haaland vom österreichischen Erstligisten RB Salzburg verpflichtet hatte, suchte Alcacer, der dem Vernehmen nach in Dortmund nie richtig heimisch geworden war, das Weite. Der große Name war also da, trat an die Stelle des Mannes, der 2019 drauf und dran war, mit dem BVB die Meisterschaft zu holen. Haaland wurde in Dortmund zum Weltstar, Alcacers Abgang spülte den Schwarz-Gelben mehr als 25 Millionen Euro in die Kassen.
Ewerthon
Die Saison lief bereits, und Borussia Dortmund war nach dem Traumstart (Vier Siege in vier Spielen, dabei kein Gegentor) in die Saison gestartet. Nach Niederlagen gegen die Bayern (0:2) und Schalke (0:1) und einem Remis gegen Leverkusen war der BVB aber auf Rang vier abgerutscht. Ende September stieß der Brasilianer Ewerthon zum ohnehin schon stark besetzten schwarz-gelben Ensemble, traf gleich in seinem ersten Spiel gegen St. Pauli (2:1) und bereitete den Treffer von Jan Koller vor. Ewerthon wurde in seiner ersten Saison mit den Borussen Deutscher Meister und zog ins Finale des Uefa-Cup ein (2:3 gegen Feyenoord Rotterdam). Rund 7 Millionen Euro hatte Dortmund an Corinthians Sao Paulo überwiesen - die Investition in den Stürmer erwies sich als richtig.
Ewerthon schoss den BVB im letzten Saisonspiel (2:1 gegen Bremen) zur Meisterschaft, blieb auch nach der starken Spielzeit in Dortmund. Seine beste Zeit hatte er in der Saison 2003/04, als er 16 Tore erzielte und gemeinsam mit Jan Koller bester BVB-Torschütze war. 2005 wechselte Ewerthon zu Real Saragossa. Den Preis für den Transfer konnte der spanische Erstligist auf 3,5 Millionen Euro drücken. Der finanzielle BVB war gezwungen, durch Spieler-Verkäufe der desolaten Finanzlage entgegenzuwirken.
Flop
Andrij Yarmolenko
Superstar Ousmane Dembele war weg, für 25 Millionen Euro glaubte Borussia Dortmund, einen würdigen Nachfolger für den hoch veranlagten Franzosen verpflichtet zu haben. Nach nur einem Jahr aber verließ der Ukrainer Andrij Yarmolenko den BVB aber wieder - und zeigte sich enttäuscht über den Abschied. Zum einen, weil er überraschend gewesen war, dass er so früh gehen musste. Zum anderen über die „Art, wie sie sich von mir getrennt haben, gefiel mir nicht. Ich glaube, dass Borussia ein großartiger Verein ist und von den Spielern, die in der Mannschaft spielen, mit großem Respekt bedacht werden sollte.“ Das sei in seinem Fall nicht so gewesen.
Dortmund machte ein Transferminus mit Yarmolenko, der am 28. August 2017 nach Dortmund gekommen war: 2018 wechselte der Außenstürmer zum englischen Premier-League-Klub West Ham United.
Adnan Januzaj
An ihm - so schien es - arbeitete sich Thomas Tuchel in seiner Funktion als BVB-Trainer ab: „Ich hatte das Gefühl, dass Adnan nie ganz bei uns war, sondern immer zum Teil in Manchester geblieben ist und alles mit ManUnited verglichen hat“, bilanzierte der Coach damals. Der Belgier war zum Ende der Transferperiode 2015 nach Dortmund gekommen und dort mit haushohen Erwartungen empfangen worden. So war der Offensivspieler der erste Neuling, den Sir Alex Ferguson bei Manchester United ins Profi-Team geholt hatte.
Aber der damals 20 Jahre alte Januzaj hatte dem Vernehmen nach Probleme mit seiner Einstellung: „“Er war leider nicht so mit der Lust und der Einstellung dabei, die nötig gewesen wären, um in seinem Alter weiterzukommen“, urteilte Trainer Tuchel. Ein Jahr später wechselte er zurück nach Manchester, von wo ihn der BVB ausgeliehen hatte.
Alexander Isak
In der vergangenen Saison holte beide Seiten die Vergangenheit wieder ein. Der BVB traf in der Gruppenphase der Champions League auf Newcastle United, wo der in Dortmund noch bestens bekannte Alexander Isak zum international gefürchteten Torjäger gereift war. 70 Millionen Euro hatten die Engländer für den Stürmer hingelegt, der in drei Jahren 33 Tore für San Sebastian geschossen hatte. Aus dem Dortmunder Transfer-Flop war ein Leistungsträger geworden. „Er hat eine tolle Entwicklung genommen – was wir natürlich geahnt haben, denn wir hatten noch eine Weiterverkaufsbeteiligung im Vertrag“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl schmunzelnd, als man ihn vor der Partie gegen Newcastle auf Isak ansprach.
Der Schwede war Ende Januar 2017 als 17-Jähriger für 8,6 Millionen Euro ins Revier gekommen. Während Borussia Dortmund andere Jungstars wie Jadon Sancho und Ousmane Dembele zu Weltstars machte, turnte Isak bei der U19 oder bei der U23 der Schwarz-Gelben herum.